Stripped – Bis auf die Haut
// Stephen Clark, deutschsprachige Erstaufführung, P.: 2. Juni 2016, ACUD-Theater Berlin
STRIPPED – BIS AUF DIE HAUT ist eine rasante Bühnenshow mit Luise Schnittert und Alexander Milo für Menschen mit tiefen Gefühlen auf der Suche nach Zweisamkeit. In der aktuellen Ausgabe ihrer Fiction-Soap stellt das Moderatorenpaar dem Publikum die beiden Singles Emma und James vor und begleitet sie ab ihrem ersten Date voller Erwartung und Neugier auf Romantik und die große Liebe. Doch die eigene Vergangenheit ist ein Ballast, den sie nicht loswerden können.
Der britische Erfolgsautor Stephen Clark hat mit STRIPPED – BIS AUF DIE HAUT ein sensibles Generationenporträt der um die 30-Jährigen entworfen. Die Angst, sich aufzugeben, und die Sehnsucht nach Verbindlichkeit sind die Pole, zwischen denen sich das Leben der Protagonisten bewegt. Vor eine Entscheidung gestellt zu werden, wird da bereits als Angriff auf den eigenen zwar sehr vagen, doch vehement verteidigten Lebensplan empfunden. Das Stück gewann 2003 den Jefferson Award Chicago.
Mit: Luise Schnittert, Alexander Milo
Regie: Johanna Hasse
Licht & Ton: Kristina Weiß, Thomas Schick
// Presse
Seelen-Stripp. Bewertung: Schon gut! Eine Showmasterin und ein Showmaster heben – kurz nachdem sie die goldene Showtreppe nach unten gegangen sind – das Liebesleben von Emma & James, einem Stellvertreterpärchen für “Normalos” so wie du & ich, zutage. Diesbezüglich ziehen sie sie quasi vor versammelter Mannschaft aus und verüben schamlose Sezierarbeit; getreu den hinlänglich bekannten Machenschaften in TV-Shows, wo die Vorführung des Privatimsten meistens für erhöhte Einschaltquote sorgt, Beruf ist halt Beruf. Luise Schnittert sowie Alexander Milo spielen dieses Macht-Paar, doch zugleich schlüpfen sie justament auch in die Rollen seiner “Opfer”: Emma ist mit James dann eigentlich schon viel, viel länger – als sie angelegentlich ihrer Privatanzeigenerstbegegnung meint – bekannt oder (vielmehr noch) hochvertraut; als sie vor ein paar Jahren während einer Party, wo auch James verweilte, stockbesoffen war, schleifte er sie aufs Klo und ließ sich von ihr einen blasen. Daran konnte sie sich, weil sie halt so stockbesoffen war, nicht wirklich also vollbewusstheitlich erinnern. James klärt sie nun dahingehend nachträglicher Weise auf.
Das war und ist schon fies! Klischierte Hauptfrage des sich in einige (klischierte) Einzeldialoge peu à peu erschöpfenden Revuestücks lautet: Weshalb kommen Liebende an sich zusammen und weshalb wohl trennen sie sich, meistens, kurze Zeit darauf? Antwort: Weil Liebe flüchtig und vergänglich scheint – so wie die auffliegenden Pusteblumensternchen einer Pusteblume. Ja und meistens wollen von den beiden Liebenden dann jede(r) Liebende für sich was völlig anderes als sein geliebtes Gegenüber. Schlussendlicher Weise tut die Frau (die plötzlich schwanger wird) den Mann dann mit dem Ungeborenen also Noch-Ungeborenen erpressen nach dem Motto: Bleib, wenn du mich liebst, bleibe bei mir und deinem Kind – wenn nicht, dann eben nicht; dann bleibe ich halt mit dem Kind allein. Oder so ähnlich. Jedenfalls haut er – im diesem Stephen Clark-Stück unterm Titel Stripped – einfach ab und lässt sie (mit dem Kind) allein zurück. Tiefschürfender sollte die Angelegenheit partout nicht werden. Hundsgemeines Schicksal. Gut gesungen, gut getanzt und gut gespielt. wwww.kultur-extra.de, 4. Juni 2016